Deutschland, Kunst, Kunstgenießer
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From Cotton to Culture

Die Kunstszene in Leipzig kann sich sehen lassen. Die Bauwollspinnerei im Stadtteil Plagwitz gehört sicherlich zu den Aushängeschildern der Stadt und setzt auch überregional in der Kunstwelt Trends.

Vom Hauptbahnhof ist das Kreativ-Gelände nur ein paar Straßenbahn-Stationen entfernt. Die Strecke der Linie 14 führt durch Straßen mit prachtvoll renovierten Villen der Gründerzeit und überquert auch den Karl-Heine-Kanal, auf dem bei schönem Wetter die Paddler unterwegs sind. Die Wasserstadt Leipzig ist aber ein anderes Thema. Heute geht es um die Kunst. Nach rund 15 Minuten bin ich vor Ort und betrete das Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei.

   

Der Industriekomplex mit seinen 20 Gebäuden, fast alle aus massivem Backstein, stammt von 1884. In den alten Hallen des weitläufigen Anwesens, einst die größte Baumwollspinnerei des Kontinents, war nach der deutschen Wiedervereinigung zunächst noch weiterproduziert worden, Anfang 1993 kam dann das endgültige Aus für die Garnproduktion. Ab den frühen 90er Jahren begann parallel eine völlig neue Phase der Nutzung des Geländes: In der kleinen Fabrikstadt hat sich in den letzten Jahren die Avantgarde einquartiert. Künstler, von denen mittlerweile über 100 ihre Ateliers in der Spinnerei eingerichtet haben, waren die Pioniere der Wiederbelebung. Mit ihren Kreativwerkstätten ist die historische Anlage heute Heimat für viele Künstler und andere Freiberufler. Zudem sind hier rund ein Dutzend Galerien zuhause, darunter so renommierte Häuser wie Eigen + Art (Halle 5, die spektakuläre ehemalige Dampfmaschinenhalle), Jochen Hempel (Halle 4) oder die maerzgalerie (Halle 6).

  

Der international renommierte Maler Neo Rauch, bedeutendster Vertreter der Leipziger Schule, arbeitet noch heute hier und wird auch von der Galerie Eigen + Art vertreten. Der ehemalige Meisterschüler von Bernhard Heisig lebt in Markkleeberg südlich von Leipzig und beschreibt die sächsische Großstadt als seine Heimat und künstlerischen Nährboden: „Es ist der Ort der Konzentration und der Inspiration. Mir wachsen hier die besten Einfälle zu“ 1).

Historie und Avantgarde treffen in der Baumwollspinnerei aufeinander – an einer der interessantesten Produktions- und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst und Kultur in Europa. Drei Mal jährlich finden an Wochenenden Rundgänge der Spinnerei-Galerien mit neuen Ausstellungen und Veranstaltungen statt, daneben werden regelmäßig Geländeführungen auch zur Geschichte der Spinnerei angeboten. Ein lauschiges Café mit romantischem, großen wilden Garten wartet nach dem Kunstgenuss auf die Besucher: Die Versorger bieten sowohl im gemütlichen Bistro als auch unter schattigen Bäumen im Garten Leckereien und Erfrischungen an. Bei einem Cappuccino im Grünen diskutiere ich mit meiner Begleitung das Gesehene, klicke durch die Aufnahmen meiner Kamera und beschließe, zur nächsten Vernissage wieder vorbeizuschauen.

So kommen Sie hin: Spinnereistraße 7 in Leipzig-Plagwitz, Straßenbahn 14 oder S-Bahn S1 ab Hauptbahnhof zum S-Bahnhof Plagwitz, von dort wenige Schritte zu Fuß. Die Öffnungszeiten der Galerien sind unterschiedlich, daher am besten überprüfen unter www.spinnerei.de.

1) Axel Hecht, Tim Sommer: Der Bürgerkrieg greift auf die Bilder über, Art Magazin, 12/2004, Seite 54-56

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