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Kunststadt Leipzig

Rund zehn Museen und Sammlungen zählt man in Leipzig, vom Bach-Museum über das Museum für Druckkunst bis zum Grassi Museum für Angewandte Kunst und zur Tübke Stiftung. Dazu knapp 20 Galerien und diverse weitere Ausstellungsorte. Da ist ein Wochenende viel zu kurz zum Entdecken. Ich treffe also eine Auswahl und wende mich konsequent der Gegenwartskunst zu. Entdeckt werden sollen dabei das Museum der bildenden Künste, die Galerie für zeitgenössische Kunst und die Baumwollspinnerei.

Graffiti an einem Gebäude in der Leipziger Innenstadt

Das Museum der bildenden Künste liegt in der Innenstadt, ein moderner gläserner Kubus am Rande der frisch herausgeputzten historischen Altstadt. Glas, Sichtbeton, Muschenkalk und Eichenholz dominieren den Innenraum. Das Haus verfügt über eine der umfangreichsten Kunstsammlungen in Deutschland und präsentiert seine Werke und raumgreifenden Installationen nicht nur in diversen Sälen, sondern auch auf Terrassen, in Höfen und Treppenhäusern. Rund 500 Jahre Kunstgeschichte von Lucas Cranach d. J. über Caspar David Friedrich und Max Beckmann bis zur DDR-Kunst und der Leipziger Schule sind hier vereint. Ich wende mich den Zeitgenossen zu: Im weiten Aufgang grüßt eine wunderbar inszenierte Skulpturengruppe von Markus Lüpertz, ich suche und finde Gemälde von Daniel Richter, Neo Rauch, Arno Rink und Thomas Scheibitz, schmunzle über eine Fahrradinstallation von Andreas Slominski, unterschreite die rot von der Decke tropfende Installation Trillerpfeifen und Ghettoblaster von Bogomir Ecker und entdecke mehrere Werkgruppen von Anselm Kiefer, nicht überraschend fast gänzlich in schwarz und weiß. Warhol hängt zwischen Tischbein und Graff, ein reizvolles Nebeneinander von Damenportraits einst und jetzt. Und da fordert mich die Durchsage auch schon zum Gehen auf: Es ist 18 Uhr und das Haus schließt. Ich bin beeindruckt von der Präsentation, die ich vorgefunden habe, und nehme mir vor, bald mit mehr Zeit wiederzukommen.

 

Li: XY, Ohne Titel. Re: XY, Ohne Titel

Am nächsten Morgen steht die Galerie für zeitgenössische Kunst auf dem Plan. In grüner Lage in einer Wiese am Rande des Clara-Zedkin-Parks finde ich einen bescheidenen Flachbungalow vor. Hier sind Kasse, Café und ein kleiner Raum für Wechselausstellungen untergebracht. Schräg gegenüber in der alten Villa läuft die Ausstellung „The Present Order“. Sie stellt die Sammlung der GfzK exemplarisch vor. Petersburger Hängung herrscht vor, der Umfang ist überschaubar und ich entdecke unter anderem Einzelwerke von Stephan Balkenhol, Willi Baumeister, Jiri Georg Dokoupil, HAP Grieshaber, Eberhard Havekost, Martin Kippenberger, Imi Knoebel, Sigmar Polke, Gerwald Rockenschaub oder Rosemarie Trockel. The Present Order fordert dazu auf, die unterschiedlichen Deutungen, die sich in einem Kunstwerk verdichten, mit einer aktuellen Positionierung zu konfrontieren. Ich freue mich, dass hier inspirierende Akzente gesetzt werden, und ziehe weiter.

Es wird Zeit für die dritte Station: die Baumwollspinnerei, einige Straßenbahnhaltestellen entfernt im südwestlichen Stadtteil Plagwitz. In den alten Hallen des Industrieanwesens, einst die größte Baumwollspinnerei des Kontinents, hat sich in den letzten Jahren die Avantgarde einquartiert. Mit ihren Kreativwerkstätten ist die Anlage heute Heimat für viele Künstler und andere Freiberufler. Zudem sind hier rund ein Dutzend Galerien zuhause, darunter bekannte Häuser wie Eigen + Art (Halle 5, die spektakuläre ehemalige Dampfmaschinenhalle), Jochen Hempel (Halle 4) oder die maerzgalerie (Halle 6). Unbedingt besuchen! Mehr gibt es auch hier zu lesen.

So kommen Sie hin: Leipzig ist per Bahn (z. B. Frankfurt am Main-Leipzig in gut 3 Stunden) oder Autobahn (A9, A 14, A 38) bestens zu erreichen, ebenso über den Flughafen Leipzig/Halle Airport.

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