Alle Artikel in: Städtereisen

Schmucke Fassaden

Willkommen in Leipzig. Beim Einrollen des Zuges in den Bahnhof bin ich aufgeregt und neugierig: Mein erstes Wochenende in dieser traditionsreichen Stadt. Bach, Thomaskantorei, Auerbachs Keller, Leipziger Messe, die neue Kunstszene in der wieder zum Leben erweckten Baumwollspinnerei und ein paar Architektur-News rund um Bahnhof und Mädlerpassage – diese Gedankensplitter wirbeln mir durch den Kopf. Was erwartet mich wirklich? Zunächst einmal milde und sonnige 25 Grand Celsius. Ich überquere die breite Ringstraße und lande direkt am Rande des historischen Zentrums. Am Eingang der Fußgängerzone ist ein Straßencafe voll besetzt. Piazzafeeling fast wie in Verona, Venedig oder Avignon. Doch ich erlaube mir jetzt noch keine Kaffeepause – es zieht mich in die engen Gassen. Ich erinnere mich an schmutzig-graue, verfallende Fassaden ostdeutscher Städte zu DDR-Zeiten, weiß aber auch, dass ich seit Jahren durch meine Soli dazu beitrage, dass die historische Bausubstanz vielerorts heftig saniert und renoviert worden ist. In Dresden, Bautzen, Weimar habe ich die Resultate gesehen, aber was präsentiert mir Leipzig? Ich begebe mich auf einen Entdeckungsspaziergang und bin überrascht und beeindruckt. Ganze Straßenzüge in …

Kunststadt Leipzig

Rund zehn Museen und Sammlungen zählt man in Leipzig, vom Bach-Museum über das Museum für Druckkunst bis zum Grassi Museum für Angewandte Kunst und zur Tübke Stiftung. Dazu knapp 20 Galerien und diverse weitere Ausstellungsorte. Da ist ein Wochenende viel zu kurz zum Entdecken. Ich treffe also eine Auswahl und wende mich konsequent der Gegenwartskunst zu. Entdeckt werden sollen dabei das Museum der bildenden Künste, die Galerie für zeitgenössische Kunst und die Baumwollspinnerei. Das Museum der bildenden Künste liegt in der Innenstadt, ein moderner gläserner Kubus am Rande der frisch herausgeputzten historischen Altstadt. Glas, Sichtbeton, Muschenkalk und Eichenholz dominieren den Innenraum. Das Haus verfügt über eine der umfangreichsten Kunstsammlungen in Deutschland und präsentiert seine Werke und raumgreifenden Installationen nicht nur in diversen Sälen, sondern auch auf Terrassen, in Höfen und Treppenhäusern. Rund 500 Jahre Kunstgeschichte von Lucas Cranach d. J. über Caspar David Friedrich und Max Beckmann bis zur DDR-Kunst und der Leipziger Schule sind hier vereint. Ich wende mich den Zeitgenossen zu: Im weiten Aufgang grüßt eine wunderbar inszenierte Skulpturengruppe von Markus Lüpertz, ich …

Ein Nachmittag in Orta San Giulio

In Orta San Giulio kann man schon fast das Mittelmeer wittern. Der Ort am Ostufer des gleichnamigen Sees, einem typisch oberitalienischer Alpensee im Piemont, lockt mit südlichem Charme und entpuppt sich als Perle. Wie schön, wenn man sich die Zeit nehmen kann, einmal ein paar Stündchen ganz ziellos und doch wachen Auges durch die engen Gassen zu bummeln. Orta zählt knapp 1.200 Bewohner und ist recht überschaubar. Verlaufen kann man sich hier kaum. Alles nimmt seinen Anfang an der Piazza Mario Motta, wo auch die Fähren anlegen, welche die wenigen Haltestellen rund um das Seeufer bedienen. Steigt man aus dem Boot, durchquert man einen von zwei Platanenreihen beschatteten Grünstreifen, dahinter liegt quer der malerische Platz, umrahmt an zwei Seiten von einladenden Bistros, Eisdielen und Cafés, diversen Lädchen und einer Tabaccheria. Die gesamte schmale Südseite der Piazza nimmt ein prachtvolles, aber leider recht heruntergekommenes Gebäude ein, das ehemals als Hotel fungierte. Immer, wenn ich nach Orta komme, bin ich gespannt, ob in das Haus endlich wieder Leben eingekehrt ist, und noch immer träumt es unbewirtschaftet vor …